Betrachten
Sie die Depression als eine schwere Erschöpfung, wie sie sich mit dem
Bild des „Nervenzusammenbruchs“ bzw. des Gefühls „mit den Nerven am
Ende zu sein“ beschreiben lässt. Eine Depression hat nichts mit „Verrücktheit“,
„Hirnabbau“ oder einem Verschulden zu tun. Häufig mangelt es dem Körper
an „Botenstoffen“, die Informationen im Nervensystem übertragen.
Manchmal erscheint die Depression sogar regelrecht „vernünftig“, wenn
sie den Kranken erstarren lässt, ihn so vor weiterer Selbstschädigung
(in Form krankmachenden Verhaltens) schützt und gleichzeitig der Umwelt
die Hilfsbedürftigkeit verdeutlicht.
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Depressionen lassen sich als lang anhaltende Verlust-, Kränkungs- und
Trotzreaktionen verstehen, bei denen die Gedanken um Enttäuschung, Wut
und Trauer kreisen. Die Betroffenen leiden unter einem stark beeinträchtigten
Selbstwertgefühl ("Nichts-wert-Sein", "Nichts-Können") und
sind emotional überbedürftig (nach Zuwendung, Verständnis,
Liebesbeweisen und symbiotischer Nähe). Sie wagen es nicht, ihre Wünsche,
Phantasien oder Erwartungen anderen Menschen auf direkte Weise
mitzuteilen.
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