Viele Depressionen lassen sich als miss glückte Trauerversuche verstehen.
Denn überproportional häufig findet man in der Lebensgeschichte
depressiver Menschen, dass Beziehungen zwischen ihnen und anderen
wichtigen Personen abrupt endeten (durch Tod oder Verlassen). Diese
Erlebnisse wurden meistens nie richtig durch angemessene Trauer bewältigt.
So erklärt sich, warum Depressive oft große Schwierigkeiten im Umgang mit
Nähe und Beziehung haben: Manche klammem sich übermäßig an, andere
misstrauen |
der Verlässlichkeit von Beziehungen und lassen sich lieber erst gar nicht
auf Nähe ein. In solchen Fällen hat es sich bewährt, einerseits der Trauer
um die gescheiterten früheren Beziehungen (endlich) den nötigen Raum zu
lassen (sich der eigenen Sehnsucht nach Beziehung zu stellen) und
andererseits neue Formen des Umgangs mit Beziehungen zu üben. Zum Abschied
nehmen von vergangenem Leid gehört auch, verzeihen zu können, was vielen
Depressiven sehr schwer fällt.
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