depressions-sprechstunde.de

Home: Sprechstunde Depression Fragen
Betroffener
Kontakte/
Hilfen
Diagnosen Depressions-
forschung
Bücher Info-Suche im Internet Positiv denken Telefonberatung Impressum
Therapeutensuche Fragen Angehöriger Suizid-
vorbeugung
Tests

Depressions-
vorbeugung

Umgang mit Antidepressiva Stimmungs-
kalender
Adressen:
Depressions-Stationen
Links Schlafentzug

Bewegungstipps
 
Stimmung verbessern

 

Google
 
Web www.depressions-sprechstunde.de

Audiovisuelle
Medien
Lichttherapie
   

 

Aus "Gewohnheit" depressiv

USA. „Kritische Lebensereignisse“ (wie schwere Erkrankungen, Tod einer nahestehenden Person, Arbeitsplatzverlust) bergen ein hohes Risiko in sich, Depressionen auszulösen. Diese Gefahr nimmt mit jeder durchstandenen Depression deutlich ab. Deshalb lassen sich Neuerkrankungen um so weniger als Reaktion auf „kritische Lebensereignisse“ interpretieren, je größer die Zahl erlebter Depressionen ist. Immer mehr stellen sie sich „aus Gewohnheit“ ein.

    Diesen Schluss ziehen S. K.. Kendler und Kollegen aus einer Studie an 2.395 Frauen einer Zwillingsbefragung. Während des 9jährigen Beobachtungszeitraums wurden die Teilnehmerinnen viermal interviewt. Dadurch standen der Auswertung 97.515 Beobachtungsmonate zur Verfügung. In ihnen war 1.380mal eine Major Depression neu aufgetreten.

    Der kontinuierliche Bedeutungsverlust kritischer Lebensereignisse endete nach der neunten Depression (wobei die den Zusammenhang beschreibende Odds Ratio von anfänglich 9,38 auf 3,13 sank). Bis zur 33. Depression nahm die Bedeutung kritischer Lebensereignisse wieder leicht und kontinuierlich zu (bis zu einer Odds Ratio von 5,05), um dann endgültig langsam abzunehmen.

    Ob man schneller depressiv wird, hängt nicht nur von neuen kritischen Lebensereignissen ab. Auch die Zahl vorhergegangener Depressionen hat darauf Einfluss. Für letztere scheint es ebenfalls einen „Schwelleneffekt“ zu geben, wie Schwankungen des entsprechenden Risikofaktors zeigen. Er verringerte sich zwischen der 9. und 18. Depression vorübergehend (von 6,5 auf 5,74), um dann  mit jeder weiteren Depression wieder kontinuierlich anzusteigen (bis zu einem Wert von 8,4 ab der 34. Depression).

    Nach Ansicht der Autoren bestätigt ihre Studie die in der elektrophysiologischen Forschung entwickelte „Kindling Hypothese“. Nach dieser Theorie sensibilisieren Depressionen das Nervensystem, so dass es auf immer geringfügigere ähnliche Reize gleichförmig „anspringt“. Indem jede weitere Depression die Bereitschaft erhöht, neue Informationen negativ zu verarbeiten, entkoppelt sie das Erkrankungsgeschehen von Umweltreizen. Weiteren Depressionen wird so das Feld bereitet. Nach 9 durchlaufenen Depressionen scheint der beschriebene Bahnungseffekt eine gewisse Sättigung zu erreichen.

K. S. Kendler u.a.: Stressful life events and previous episodes in the etiology of major depression in women: An evaluation of the „kindling” hypotheses. Am. J. Psychiatry 2000 (157) 1243-1251